Eine Vergrößerung der männlichen Brust aufgrund von Hormonen ist nicht als Lipomastie zu bezeichnen, da es sich bei dieser ausschließlich um eine Fettansammlung in der Brust handelt. Bildet sich die männliche Brust jedoch aufgrund hormoneller Veränderungen sichtbar aus, spricht man von einer Gynäkomastie; dabei ist auch der Brustdrüsenkörper von einer Vergrößerung betroffen.
Bei einer Gynäkomastie durch Hormone kann zwischen einer normalen oder krankhaften Form unterschieden werden. Normale bzw. physiologische Veränderungen der Brust und des Drüsenkörpers aufgrund von Hormonen treten etwa bei Neugeborenen auf, da die weiblichen Hormone der Mutter durch die Plazenta auf das Kind übertragen wurden. In der Pubertät kann eine Gynäkomastie durch die vorübergehend vermehrte Produktion von weiblichen Geschlechtshormonen bei männlichen Jugendlichen entstehen; im Normalfall reguliert sich der Hormonhaushalt jedoch, so dass sich die Brustvergrößerung zurückbildet. Im Alter kann eine Gynäkomastie ebenfalls durch die Veränderung des Hormonhaushalts auftreten, wenn bei abnehmender Körper- und gleichzeitig zunehmender Fettmasse männliche Hormone in weibliche umgewandelt werden. Zudem nimmt die männliche Hormonbildung im Hoden ab; die Folge ist schließlich auch eine Brustvergrößerung durch Hormone.
Neben diesen normalen Formen der Gynäkomastie existieren jedoch auch krankhafte (pathologische) Ursachen von Hormonveränderungen. So kann ein Gendefekt einen Mangel an männlichen Hormonen bewirken, da betroffene Männer ein zusätzliches weibliches Geschlechtschromosom aufweisen. Bei einer Androgenresistenz haben männliche Hormone keine Wirkung auf die männlichen Organe, stattdessen überwiegt die Wirkung der weiblichen Hormone im Körper. Hodenentzündungen, Verletzungen der Hoden oder Operationen an den Hoden können außerdem eine Verringerung der Produktion und Ausschüttung männlicher Hormone bewirken.
Auch chronische Erkrankungen können zu einer hormonellen Veränderung beim Mann führen, die sich unter anderem auf die Entwicklung der Brust auswirkt. Bei einer Leberzirrhose etwa werden weibliche Geschlechtshormone nicht mehr ausreichend abgebaut, außerdem werden männliche Hormone verstärkt in weibliche umgewandelt. Eine Brustvergrößerung durch Hormone kann auch durch Medikamente hervorgerufen werden, etwa durch bestimmte Antidepressiva. Der genaue Wirkmechanismus ist dabei jedoch nicht geklärt.
Wichtig bei allen Formen der Gynäkomastie ist die Abgrenzung zu der rein fettbedingten Lipomastie. Eine genaue Diagnose muss im Zweifelsfall der Arzt treffen.